Meine Big News: Warum Grün­dungs­wissen in Deutsch­land so schlecht ist und was ich dagegen tun will

Ich bin es wirk­lich satt. Die Blender und Poser, die so tun, als ob sie wüssten, wie es ginge, aber keine Ahnung von Star­tups haben und so viel kaputt machen. Die Poli­tiker, die sich damit schmü­cken wollen, weil es "cool" und "hipp" ist, irgendwas mit Star­tups und Inno­va­tionen zu machen. Und doch einfach mal gar nichts voran­bringen.
In über 10 Jahren habe ich viel gesehen. Aber auch viel gelernt, was hilft und was schadet. Ersteres mache ich jetzt einfach. Unter neuem Namen, mit neuem Firmen­zweck und neuen Ideen. Hand­festes Wissen für Grün­de­rInnen. Mit Spaß. Meckern UND was dagegen tun sozu­sagen ;-)

Dienstag,
20.09.2022

Inhalt:

  1. Warum Story­tel­ling nicht alles ist (für Inves­toren)
  2. Warum die Kluft zwischen Grün­der­wissen und Investoren-​Anforderungen so groß ist
  3. Was sich bei mir ändern wird: Denn ich werde nicht warten, bis die Politik es einsieht

 

1. Warum Story­tel­ling nicht alles ist (für Inves­toren)

Ich weiß, ich bin da sehr direkt, und es mag weh tun, weil sich die Szene ja auch sehr gerne selbst feiert. Aber man muss ab und an einfach einmal ausspre­chen, dass es noch viel zu tun gibt bei deut­schen Star­tups. Vergleicht man die Pitch-​Qualität hier­zu­lande einmal mit der in zum Beispiel den USA oder Israel, werden die Unter­schiede schon mehr als deut­lich.

Und nein, das liegt nicht an den Präsen­ta­ti­ons­fä­hig­keiten der Grün­de­rInnen, es liegt über­haupt nicht daran, WIE sie ihr Startup präsen­tieren, sondern WAS sie präsen­tieren. Da sträuben sich manchem natür­lich die Nacken­haare, denn man hat schließ­lich gelernt, dass Story­tel­ling alles ist, dass das WIE 90% ausmacht und dass Star­tups vor allem inno­vativ und cool sein sollen.

Vor dem Hinter­grund wundert es auch gar nicht, dass die Grün­de­rInnen bei groß ange­kün­digten Startup-​Wettbewerben oft nicht einmal ihr Geschäfts­mo­dell präsen­tieren und Haupt-​Bewertungspunkt oft die “Inno­va­tion­kraft” oder etwas in der Art ist. Doch was genau soll das bitte sein und wie will man das objektiv bewerten? Im Endef­fekt ist das doch nur ein Deck­mantel, um den oft gar nicht so sehr mit Star­tups vertrauten Jury-​Mitgliedern (viel zu beliebt sind häufig Poli­tiker oder lokale Bank­an­ge­stellte, die KfW-​Anträge bear­beiten) die Möglich­keit zu geben, das beson­ders gut zu bewerten, was ihnen eben am besten gefällt. Den Preis nimmt also am Ende das Startup mit nach Hause, dessen Produkt irgendwie am coolsten ist.

Für Inves­toren und gene­rell für den späteren Erfolg hat dieser Coolness-​Faktor aber nunmal über­haupt keine Rele­vanz. In wirt­schaft­lich eher ange­spannten Zeiten wie den momen­tanen wird das umso mehr deut­lich. Ob man mit der ganzen Geschichte irgend­wann wirk­lich einmal Geld verdienen kann, dagegen schon. Leider wird dies aber, wie oben beschrieben, oft gar nicht darge­stellt, sodass profes­sio­nelle Inves­toren solche Events häufig nur aus Marketing-​Gründen besu­chen oder gleich gelang­weilt abwinken. Denn wer nicht in der Lage ist, kurz und knackig zu erklären, worin der wirt­schaft­liche Erfolg seines Star­tups bestehen soll, der ist für Inves­toren einfach noch viel zu unreif. Egal, wie cool das Story­tel­ling die angeb­liche Inno­va­ti­ons­kraft rüber­bringt.

2. Warum die Kluft zwischen Grün­der­wissen und Investoren-​Anforderungen so groß ist

Doch warum ist die Kluft zwischen den Anfor­de­rungen profes­sio­neller Startup-​Investoren und der Startup-​Ausbildung in Deutsch­land so groß? Da gibt es viele Gründe, und ich kann selbst nur von dem berichten, was mir in den letzten 10 Jahren in der deut­schen Startup-​Szene oft begegnet ist und was im Ausland anders läuft.

Zunächst einmal glaube ich, dass die Einstel­lung in Deutsch­land oft noch nicht so wahn­sinnig sinn­voll ist. Man will Star­tups fördern, das ist schonmal gut. Aber oft geschieht das, weil – gerade aus poli­ti­scher Sicht – Star­tups cool sind, kaum jemand hat etwas dagegen, Wähler­stimmen wird es also schon einmal nicht kosten. Daraus ergibt sich aber meis­tens, dass das Ganze bitte möglichst günstig sein soll, dafür aber möglichst viel Aufmerk­sam­keit gene­rieren soll. Die Leute sollen es mitbe­kommen und cool finden. Es soll wirken, als ob “man was tut”. Ob die Star­tups erfolg­reich sind und irgend­wann maßgeb­lich zur Wirt­schafts­leis­tung und – ja, zur tatsäch­li­chen – Inno­va­ti­ons­kraft des Landes beitragen, ist dabei zweit­rangig.

Entspre­chend bleibt nicht viel Geld für die wirk­liche Ausbil­dung der Star­tups, ein Pitch-​Training darf häufig entweder nur eine nied­rige drei­stel­lige Summe kosten oder sollte am Besten ganz umsonst sein. Doch inhalt­liche Qualität ist norma­ler­weise nicht zu solchen Dumping-​Preisen zu haben, das über­sehen die Verant­wort­li­chen leider, oder es ist ihnen egal.

Hinzu kommt, dass die Szene leider nicht viele Experten abwirft, die sich wirk­lich an der Ausbil­dung von Star­tups betei­ligen: erfolg­reiche Grün­de­rInnen starten entweder das nächste Vorhaben, werden zum Busi­ness Angel oder von großen Firmen ange­worben. Ehema­lige Inves­toren großer Investment-​Funds setzen ihre Karriere meis­tens auch dort fort oder wech­seln eben­falls zu einem Corpo­rate.

Die Kombi­na­tion von mangelnder Zahlungs­be­reit­schaft und Unkenntnis der Startup-​Materie auf der meist staat­li­chen Orga­ni­sa­to­ren­seite öffnet dann allerlei selbst­er­nannten Experten Tor und Tür, die in den Work­shops meist eher ein Akqui­se­tool sehen.

Erst, wenn das Inter­esse am Erfolg der Star­tups deut­lich steigt, wird sich dies wohl ändern.  In anderen Ländern sehe ich hier oft stärker die Notwen­dig­keit, die Wirt­schaft wirk­lich voran­zu­bringen, die dann auch in der Qualität der Pitches durch­scheint. Doch auch in Deutsch­land gibt es posi­tive Entwick­lungen, denn gerade Corpo­rates scheinen mehr und mehr ehrli­chen Inno­va­ti­ons­druck zu spüren und es gibt hier beson­ders im Bereich erneu­er­bare Ener­gien tolle Projekte, die auch mit dem nötigen Kapital ausge­stattet werden. Ob das jeweils auch bei unseren poli­ti­schen Entschei­dern so richtig ankommt, steht wohl noch in den Sternen. Aber viel­leicht hilft die Not der aktu­ellen Entwick­lungen nach, um Star­tups endlich als mehr anzu­sehen als nur ein “cooles” Neben-​Wahlkampfthema.

3. Was sich bei mir ändern wird: Denn ich werde nicht warten, bis die Politik es einsieht

Das alles hat mich schon lange genervt. Und nun will ich es so richtig angehen. Schon vor einigen Monaten war ich beim Notar – auf Insta­gram oder LinkedIn hat es viel­leicht der ein oder andere gesehen. Doch ich habe meinem Unter­nehmen nicht nur einen neuen Namen gegeben, sondern auch der Zweck ist neu.. 

Gegründet hatte ich die euworx UG ursprüng­lich 2014 – damals noch mit dem Fokus der Bera­tung zu öffent­li­chen Förder­mit­teln. Viel­leicht kennt mich der ein oder andere ja noch aus dieser Zeit 🙂 Nach einer Pause auf Venture-​Capital-Seite als Invest­ment Manager ging es dann eher in Rich­tung Grün­dungs­be­ra­tung und Inves­to­ren­vor­be­rei­tung, und über die Jahre ist von der eins­tigen Förder­mit­tel­be­ra­tung prak­tisch gar nichts mehr übrig geblieben.  Außer der Name. Und nun soll sich nicht nur der, sondern meine ganze Business-​Struktur ändern.

Ich bin nie müde geworden, mich über die schlechte Qualität der Grün­der­aus­bil­dungen und -​beratungen in Deutsch­land zu beschweren. Noch weniger aber werde ich müde, genau daran zu arbeiten, dass es besser wird. Auch wenn das nicht jeder mag, scheint es doch so langsam mehr Menschen zu geben, die es zu schätzen wissen. Ich werde nicht müde, dafür zu kämpfen, dass Grün­de­rInnen die rich­tigen Infor­ma­tionen und das rich­tige Wissen vermit­telt bekommen, gerade in Hinblick auf Inves­toren, wo so viele Fehl­in­for­ma­tionen kursieren. Meine Mission ist es, Grün­de­rInnen wert­volles Wissen zu vermit­teln – und immer mal wieder auch sehr gerne Privat­in­ves­to­rInnen natür­lich.

Über die letzten Jahre habe ich meine Ansätze immer mehr verfei­nert, so dass sich nicht nur einige Best Prac­tises heraus­bil­deten, sondern ganze Prozesse, wie ein Schritt-​für-Schritt-Ansatz für die Erstel­lung einer inves­to­ren­taug­li­chen Finanz­pla­nung (was die meisten falsch machen, erkläre ich zum Beispiel hier).

Und so bin ich immer und immer wieder von meinen Coachees oder Zuhö­rern auf Events gefragt worden “Gibt es da nicht was von Dir?” Bis zur Erschei­nung meines Buches war die Antwort darauf leider immer: nein. Und ein Buch ist ja längst noch keine direkte Arbeits­hilfe, wenn es auch ein sehr guter Einstieg ist, wie ich finde. Also wird es Zeit, mehr zu machen. Genau daran arbeitet nun meine “neue” Firma, die Entre­pre­neu­rial Educa­tion. Wir haben uns dem Ziel verschrieben, nicht nur tolle Coachings und Work­shops anzu­bieten, sondern noch viel mehr. Beson­dere online wie offline Produkte sind in der Planung.

Mit Hoch­druck arbeiten wir an unserem ersten Produkt, ein Online-​Pitch-Kurs, in den ich mein ganzes Wissen gepackt habe, aus fast 10 Jahren Startup-​Szene, aus meiner VC-​Zeit, aus 5 Jahren Arbeit bei “Die Höhle der Löwen”, aus Pitches von weit über 1000 Star­tups. Ein Kurs mit zahl­rei­chen Videos und einem umfang­rei­chen Work­book, der Dir Schritt für Schritt hilft, Dein perfektes Pitch Deck zu erstellen. Eigens dafür haben wir uns 6 Beispiel-​Startups ausge­dacht und deren Pitch Decks so durch­de­signt, dass sie Stück für Stück über den Kurs hinweg mit Deinem Wissen zusam­men­wachsen, sodass Du reich­lich Inspi­ra­tion und Beispiele bekommst. Wenn Du nicht verpassen willst, wann es losgeht, trage Dich gerne hier für meinen News­letter ein!

Darüber wirst Du auch Infor­ma­tionen zu den anderen neuen Dingen bekommen, die da noch anstehen, denn wir haben viel vor!

Und wann immer es ein bestimmtes Thema im Bereich gründen und Inves­to­ren­vor­be­rei­tung gibt, lass es mich wissen! Denn ich habe nicht vor, meine Mission zu stoppen, solange es noch unge­klärte Fragen gibt 🙂

Also warum jetzt Entre­pre­neu­rial Educa­tion? Weil es exakt das ist, was ich tue. Lass mich wissen, wie ich Dir bei Deiner Mission helfen kann!

 

Ruth Cremer

Ruth Cremer ist Mathe­ma­ti­kerin und Bera­terin sowie Hoch­schul­do­zentin auf dem Gebiet der Geschäfts­mo­delle, Kenn­zahlen und Finanz­pla­nung. Als ehema­lige Invest­ment­ma­na­gerin weiß sie, worauf Inves­toren achten und hilft auch bei der Pitch-​ und Doku­men­ten­er­stel­lung im Investitions-​ oder Über­nah­me­pro­zess. Seit 2017 ist sie als externe Bera­terin an der Auswahl und Vorbe­rei­tung der Kandi­daten in "Die Höhle der Löwen" betei­ligt.